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Lobgedicht aus Österreich

Rainer Müller


In Anlehnung an Grillparzer


Ist mit burgtheatralischem Pathos vorzutragen


LOBGEDICHT AUS ÖSTERREICH


Es ist ein kleines Land, es ist ein enger Geist,
Wohl wert, dass sich ein Kurzler unterwinde!
Schaut rings umher, wohin sein Blick sich wendet,
Schon hat er ihresgleichen auch geschändet.
So greint’s dem Peitschenbub die Dirn entgegen!
Des Boulevards greller Dunst schwebt drüber hin.
Es schwärmt, es schwillt, was wird sich regen?
Keimt nicht Altherrenwesens Jugendsinn?

Drum ist der Österreicher froh und frank,
Will nicht in Büchern lesen.
Weiß nichts von Völkermord und Konzentration.
S’ist‘s möglich, dass es Leute gab, 
Die Mord auf ihre Schultern luden?
Adolf, Gott, von österreichschem Geschlechte,
Erbrach der Welten größt‘ Geschlächte?
Zyklon, so flüchtig wie der Wind,
Vergaste Jud und Jüdin und ihr Kind?
Sowie Mauthausen unverschämte Lügen sind!

In Zelten säuft er Wein und Bier,
Laut hirschelt ein knie-ender Kavalier.*
Da tritt der Österreicher hin vor jeden, 
Denkt nicht und lässt die Eingeweide reden.

O irres Land! O Vaterland!
Wie oft hast du dich schon verrannt. 
Straphe folgte auf dem Fuß,
Aus Ibiza ein higher Gruß. 
Zack, zack, zack.


* (Ist französisch auszusprechen)


Dabei formt man, vor dem „Zack, zack, zack,“ mit den Fingern der rechten, ausgestreckten Hand eine Pistole, mit der anderen stützt man sie und zielte nach links.
Das ist der österreichische Gruß. Straphfrei. 

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